- 5146 -

1332. September 7. Schweidnitz i. d.

in vig. nat. gl. virg. et matris Marie que est VII id. Sept.

Breslauer Diözese im Refektorium des Hauses der Predigerbrüder in Gegenwart des Notars Nikolaus, Sohnes des weiland Heinrich von Panckendorf (Penkendorf), und der Herren Heinrich, Sohnes des Schammo, Pfarrers de Putrido ponte (Faulbrück, Kr. Reichenbach), Arnold, Rektors der Aussätzigenkapelle vor Schweidnitz, des Minderbrüder-Lektors Peter Swarzmann, Johann Lewe und Konrad von Ebersbach, der Predigerbruder Crascho, Arnold, Swen, Johann und Modilicus (!) vernimmt Bruder Johann von Swenkenfelt, Lektor der Predigerbruder zu Schweidnitz, päpstlicher bevollmächtigter Ketzerrichter in den Breslauer und Lebuser Diözesen als Zeugen unter Eidesablegung gegen die Beginnen (capuciatas moniales) Hedwig von Breslau, Adelheid ehemalige Klausnerin, Katharina von Lipcz (Leipzig?), Margarethe die Malerin, Kunigunde von Münsterberg, Luttardis von Lipczk (Leipzig), Elisabeth von Striegau (im Text irrig Strigouia statt Strigonia) und Juliana. Hedwig von Breslau bekennt, dass sie mit ihnen zu Schweidnitz fast 1 Jahr, zu Breslau 3/4 Jahr verkehrt habe. Sie arbeiteten an Feier- und an Sonntagen, geisselten sich öfter bis aufs Blut und führten allerhand religiöse Gespräche, wobei sie besonders die Aeusserungen einer Gertrud de Civitate (?) anführt. Eine Beginne zu Schweidnitz, mit Namen Gertrud de Olsna (Langenöls?), habe einem Predigerbruder, als derselbe über die Ketzer predigte, zugerufen, du lügst. Der Minderbruder Konrad von Ebersbach sagt bei seinem Gewissen aus, dass ihm eine Beginne wegen der Vernehmung Vorstellungen gemacht habe. Die zweite Zeugin, die ehemalige Klausnerin Adelheid, sagt dann auch über die Sitten und Gebräuche der Beghinen, mit denen sie verkehrte, aus, deren Haupt eine gewisse Heylbig sei, weiter spricht sie von einer aus Glatz, die sich der Speise und des Trankes enthielte, und dass die Beghinen ihre Zusammenkünfte die Vereinigung der Töchter der Udillyndis nennen. Ausserdem spricht sie über einen Fall in Strassburg, über das Verhalten der Begharden zu Schweidnitz gegen sie, die Aeusserungen der Gertrud de Civitate, der Margarethe de Lichenaw (Lichtenau?), der blinden Anna und der Gertrud de Olzna, ferner über Ereignisse zu Aquisgranum (Aachen), bei der Frau des Schweidnitzer Bürgers Hylfrit, und zu Mencz (Mainz), sowie über einen Begharden zu Köln. - Am folgenden Tage, 8. September, wird Katharina von Lypcz (Leipzig) als dritte Zeugin, die mit den Kapuzenträgerinnen zu Leipzig 1/2 Jahr verkehrt hatte, vernommen. Diese sagt aus, was sie über der Beghinen religiöse Anschauung gehört, u. a. von einer Elisabeth von Geytan, von Anna der Blinden zu Schweidnitz, sowie dass zu Schweidnitz am Maria Magdalenentage Sophia, Anna und Gertrud von Oels arbeiteten, und dass ein Begharde von dieser Sekte zu Glogau in der Brüderkirche mit ihr über die Selbstbesiegung und Verinnerlichung gesprochen. Darauf wird Margaretha die Malerin über ihre Wahrnehmungen bei den Kapuzenträgerinnen zu Schweidnitz vernommen. Lassen sich Begharden sehen, laufen ihnen immer Frauen aus Schweidnitz und aus Breslau zu; die Katharina von Görlitz liess die Beghinen ohne Darreichung des Sakramentes sterben. Aussage wegen der Vereinigung der Töchter der Ullinde, über die blinde Anna, Gertrud von Oels und Heilbig von Prag. Es folgen dann die Aussagen der Kunigunde von Münsterberg über die Beghinen zu Münsterberg, die der Luthardis von Lypczke (Leipzig) als sechsten Zeugin über ihre Erlebnisse zu Erfurt und Leipzig, mit der Magistra Helbig in Schweidnitz, die Vereinigung der Töchter der Uldillindis, dann der Elisabeth von Striegau als siebenten Zeugin wegen der Beghinen zu Schweidnitz, darauf der Yliana als achten Zeugin über die Sitten und das Leben der Beghinen, über Heylbig, Hedwig von Breslau, dass Heilbig die Margaretha von Lichenow nach Erfurt geschickt, über die blinde Anna, Gertrud von Oels, darauf der Margaretha von Neumarkt als neunten Zeugin, dass sie und Agnes von Rechin, die zu Breslau sich befindet, von der Katharina verführt worden seien, sowie über die Irrlehren des Minoritenbruders Theodorus de Curia, der Elisabeth von Münsterberg als zehnten Zeugin und schliesslich der Gertrud, Frau des weiland Zacharias von Faulbrück, als elften Zeugin. - Am 11. September (indicc. XV, III id. Sept.) werden dann noch als Zeuginnen Margaretha aus Görlitz, Gertrud de Civitate, und am 12. September (II. id. Sept.) Sophia, Hedwig von Striegau und die blinde Anna in gleicher Angelegenheit vernommen.

Abgedr. in Script. rer. Polonicarum Bd. XIII, ed. Ulanowsky, S. 239 ff.


Codex Diplomaticus Silesiae, Bd. 22, 1903; Regesten zur schlesischen Geschichte, 1327 - 1333. Herausgegeben von C. Grünhagen und C. Wutke.